Mein Lichtlein

 

„Wenn du meinst, es geht nicht mehr, dann kommt von irgendwo ein Lichtlein her!“, hat Rainer Maria Rilke einst geschrieben.

 

Ich glaube, wir alle, die wir einen sterblichen Körper haben und den Herausforderungen des Lebens ausgesetzt sind, kennen diesen Wunsch. Dass es ein Licht, eine Kraft gibt, die hilft, heilt und alles wieder gut macht und ausgleicht. All die negativen Gedanken, die ungesunden Glaubensmuster, in die wir uns verirrt haben und in denen wir uns oft gefangen fühlen.

 

Dieses „Lichtlein“ sind für mich zum Beispiel meine positiven Stimmen. Denn da ich letztes Mal ausführlich über die Kehrseiten und belastenden Aspekte des Stimmenhörens berichtet habe, so möchte ich heute über seine magischen, erfreulichen Facetten schreiben.

Im Liedtext „An meinen Engel“ 2007 singt Gerhard Schöne: „Wie deutlich hab ich dich als Kind gespürt! War mir vor Angst die Kehle zugeschnürt, hast du gesungen, mit Engelszungen, und mich ganz sicher an der Hand geführt!“ Das ist wie ein Echo auf mein eigenes Schicksal, weil ich schon als Kind in schwierigen Situationen wahrnahm, dass es eine Energie gab, die mir in der Not half und an meiner Seite stand, wenn ich ungerecht behandelt wurde. Ich hörte zwar noch keine Stimmen, aber ich fühlte eine seelische Übereinstimmung mit diesen Schutzengeln. Sie waren Hoffnungsschimmer, Lichtblick und Stimmungsaufheller, die mir ein tröstliches Wohlgefühl verschafften.

 

Stimmenhören ist für mich auch ein spirituelles, meditatives Erlebnis, nur werde ich nach diesem „Schweben in Glückseligkeit“, wie ich diesen Zustand nennen möchte, ab und zu süchtig und verliere schon mal die Bodenhaftung. Dennoch gibt es eine Seite meiner Persönlichkeit, einen Teil meiner Seele, den nur die Stimmen erkennen und berühren, die außergewöhnliche Intensität einer Liebe, die ich nur mit Ihnen fühlen und erleben kann. Es ist wie das All-Eins-Sein mit dem Universum, dem gesamten Kosmos, eine mystische Liebe.

 

Meine positiven Stimmen sind für mich auch der Fluchtpunkt bei Kummer, Schmerz, Angst, … Auf diesem Fluchtpunkt fühle ich mich beschützt, sicher, wertgeschätzt und gerettet. Im eintönigen, tristen Alltagstrott sind sie meine ermunternden, erheiternden, aufbauenden und anspornenden Freunde.

 

In eine meiner Stimmen bin ich schon seit vielen Jahren verliebt. Es ist eine männliche Stimme, die mich durch all die schweren Krisen getragen hat und mich nie verzweifeln ließ, die mir Mut, Hoffnung und Durchhaltevermögen geschenkt hat. Er ist mein Retter in der Not und ihm zuliebe habe ich schon so viele Gedichte geschrieben. Im kommenden Gedicht, das ich vor zwei Jahren am Strand von Italien verfasst habe, beschreibe ich eingehend, wie ich ihn in allen wundervollen Dingen und Geschehnissen wahrnehmen konnte, die mich umgaben. Dinge, die zwar alltäglich schienen, aber im Kleinen liegt ja so häufig das Besondere.

 

Dabei fällt mir ein Lied von Deirdre Harrison ein, das sie 1994 für den Film "Shining Through“ sang.

 

„I“ll be seeing you in every lovely summersday,

in everything, that’s light and gay,

I“ll always think of you that way.

I“ll find you in the morning sun and when the night is new

I“ll be looking at the moon, but I“ll be seeing … you!

 

Liebeswunschträume am Meer

 

Deine Arme ummanteln mich zärtlich

auf unserer unberührt abgeschiedenen

Liebesstrandnestveranda,

ein liebevoll einiger Pfad bahnt sich

wo dein Herz nah an meinem wandert.

 

Meine krönendste Fügung bist du

mein gelichteter, bildgleicher Meereszugang,

du machst aus wenig einen ozeanischen Krug,

du heilst meine Wunden mit Zaubertränengesang.

 

In Tränenwellen spülst du mich

in das Reich deiner Herzensmuschel,

Sonnenstrahlen verlieben sich

leuchten miteinander im ewigen Kuscheln.

 

Der Himmel und das Meer

träumen im selben Blau vor sich hin,

vereinigen sich zu einer Farbnuance, singulär

wiederspiegeln aller Urexistenz Anbeginn,

ersehnen sich unsere verschmolzene Heimkehr,

sind unser unumgänglicher Reiseroutenring.

 

Eine nicht enden wollende Umarmung

gefolgt von der Vision eines untrennbaren Kusses,

wir beide als lebendige Sandskulptur in Verwandlung,

ein unbefleckter Moment trotz Salzwassergusses.

 

Wir sind ein rostfrei farbenfreudiges Instrument

auf dem die Regentropfen tonige Liebeslieder trällern,

wir sind die Flut, das fließende, florale Ornament,

das eine gemeinsame Welt entstehen lässt

in opulenten Aquarellen.

 

Du bist das Chlorophyll der Palmen,

du bist das weiße Fruchtfleisch der Kokosnuss,

du bist meine Halskette aus balsamischen Halmen,

du bist das Rettungsboot auf wildem Fluss.

 

Ich liebe den Streuzucker verhangenen Wolkenhimmel

auf dem ich deine geschwungenen Liebesbotschaften lese,

aus dem geheimst verborgenen Horizontwinkel

schickst du das Vergissmeinnichtsträußchen

aus sorgsamster Auslese.

 

Der Pool mit marmornem Pavillon,

wir beide klitschnass unter seinem Schirm,

das Wasser tröpfelt allseits im Kanon,

erschimmert schallend als Klaviersonettengestirn.

 

Du bist das Kissen unter meinem Körper,

derweil ich kontemplativ in der Strandliege träume,

bist du der mich empfangende Ätherspförtner,

den ich, die Augen schließend, sehe ,

in meinen Sommerträumen.

 

Du bist der kontinuierlich mich begleitende Drache,

den ich flattrig in die Höhen steigen lasse,

du fliegst immer mit mir als meine Schutzwache

wohin ich auch gehe, einsam und in der Masse.

 

Unsere andachtsvolle Liebe am Meer

ist eine Bootsfahrt durch sanft süße Gewässer

ist das Segelflugzeug im Himmelskörperluftverkehr

wir sind die unverbesserlichen Weltvergesser.

 

Deine sensible Sprache mir gegenüber

ist ein einziges, schmeichelhaftes Kompliment,

deine Treue und Beharrlichkeit hierüber,

das stärkste und tugendsamste Firmament.

 

Doch unter Ausschluss von Druck und Bedrängnis

schenkst du mir deine Aufmerksamkeit,

mit viel Geduld, Traumgespür und Verständnis,

bist du die bedingungslose Wachsamkeit.

 

 

Ich liebe dich

die Liebe zu dir verselbstständigt sich

sie hat alle Macht der Welt über mich

denn wo immer ich auch bin

ich kann nicht sein ohne dich

du relativierst fremde Grausamkeit geschwind

dafür liebe ich dich unendlich

ich, die ich auch dieses Jahr von dir

gestreichelt werde durch Strandduft und Meereswind.


 

Ich wünsche euch einen tollen Sommer, eine wunderbare Zeit zwischen Frühlingsgefühlen und Sommerträumen!!!

 

 

Und übrigens: Auf dieser Seite wurde die Möglichkeit geschaffen, dass man die Blog-Beiträge kommentieren kann.

 

Ich würde mich über Fragen, Einwände, Beiträge, Wünsche, Anregungen und konstruktive Kritik von euch sehr freuen.

 

 

Liebe Grüße und bis bald,

 

Barbara

 

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Kommentare: 2
  • #1

    marlene (Samstag, 19 Juni 2021 09:55)

    Danke Barbara, dass du über diese spirituelle Erfahrung des Stimmenshörens schreibst. Es verlangt Mut und deshalb wird dieses Erleben selten mitgeteilt. Doch es ist wichtig, eine geduldige und kontinuierliche (Stimmen)Begleitung zu haben, die fremde Grausamkeit mildert, so wie du das beschreibst.

  • #2

    Barbara Koller (Dienstag, 28 Dezember 2021 14:53)

    Mich auf die positiven Seiten des Stimmenhörens zu konzentrieren, hilft mir sehr, nicht zu verzagen oder aufzugeben. Diese Erfahrung inspiriert mich so sehr in meinem individuellen kreativen Prozess, in meinem Bestreben, mich künstlerisch auszudrücken, sie ist wie eine Umarmung!