Innerhalb von zwanzig Jahren des Stimmenhörens hat sich meine Einstellung dazu deutlich gewandelt. Früher, als ich den Stimmen eine sehr negative Bedeutung und Wertung gab, war der Leidensdruck oft enorm. Auch jetzt bin ich, wenn die beschimpfende Stimme auftaucht, nur allzu schnell versucht zu denken: „Oh nein, nicht schon wieder!“ und sie wegmachen zu wollen.
Was ja auch okay ist, ich darf mich ablenken, mein System herunterfahren und eine Krisenhotline anrufen, es geht nicht um das DÜRFEN. Meine Intention hingegen ist es, eine Botschaft herauszufiltern, die emotionales und spirituelles Wachstum bringt.
Von Schutzengeln und Arschengeln
Für mich sind alle meine Stimmen Schutzengel, das heißt, sie agieren zu meinem höchsten Wohl.
Selbst dann, wenn sie mit düsteren Inhalten loslegen. Der „Arschengel“, den ich höre, hilft mir, auch wenn es ihm selbst nicht bewusst ist, eine Erfahrung zu machen, die ich mir zu hundert Prozent selbst ausgesucht habe. Im Schamanismus würde man ihn als eine „Besetzung“ sehen, jedoch will ich ihn mir nicht austreiben lassen, sondern es schaffen, so mit mir ins Reine zu kommen, dass ich die Angriffe vorüberziehen lassen kann, sie gegebenenfalls sogar verwandeln kann.
Meine Zweifel an mir selbst bieten selbstverständlich die perfekte Angriffsfläche für den Arschengel.
Ich hatte in den vergangenen zwanzig Jahren immer wieder Phasen, in denen ich keine Stimmen hörte. Aber ich wusste stets, dass sie wiederkommen würden, da der Umgang, den ich mit ihnen gefunden hatte, mich ganz und gar nicht zufriedenstellte. Immer wenn die Stimmen auftauchen, habe ich die Chance, mit ihnen wertschätzend umzugehen und sie so zu betrachten, dass ich die Wertung rausnehme und dadurch toxische Gefühle auflöse bzw. gar nicht erst entstehen lasse.
Auch die Stimmen sind Lichtwesen und egal, was sie zu mir sagen, in diesem Bewusstsein will ich mich verhalten und handeln.
Die Angriffe abwehren
Mir bedeutet bei der Verteidigung meiner Privatsphäre im Hinblick auf die Stimmen das geistige Bild des Stierkampfes sehr viel. Meine beschimpfende Stimme übernimmt dabei die Rolle des Stiers, ich die des Toreros. Durch verbale Angriffe nimmt der Stier mit voller Aggression immer wieder Anlauf auf mich, während ich, kurz bevor der Moment kommt, in dem ich mich verletzt fühle, das rote Tuch hebe und ausweiche und den Stier auflaufen und mit dem Kopf durch die Wand laufen lasse. So ein Stierkampf ist ja ein Spiel von Kunst und Eleganz, am Ende stirbt der Stier sogar. Meine Stimme stirbt nicht, das möchte ich auch gar nicht, aber ihr Einfluss auf meine Befindlichkeit ist deutlich verringert.
Wenn sie zum Beispiel sagt, dass mir ganz schreckliche Dinge passieren werden, antworte ich: „Danke, dass du mich an meine Ängste erinnerst, aber ich gebe gut auf mich acht. Mach dir keine Sorgen.“ Wenn sie dann entgegnet, dass sie sich keine Sorgen macht, sondern sicherstellen will, dass ich für immer gequält werde, sage ich: „Danke, dass du mich herausforderst, an schwierigen Situationen zu wachsen.“
Meistens ist es – immer noch – sehr mühsam. Manchmal auch humoristisch, weil eben so irrwitzig.
Es ist natürlich, dass der Torero nervös und hochkonzentriert ist, schon mal ins Schwitzen gerät.
Wie ich
Meine Schutzengel und Arschengel sind wie ich. Wenn ich mich total darin verliere, sie hören zu WOLLEN, besinne ich mich darauf, dass in mir alles ist, was ebenso in ihnen ist.
Manchmal ist eine Kommunikation mit ihnen sehr bereichernd, ab und zu jedoch, wenn ich nach höherer Wahrheit strebe und mir wünsche, die Stimmen sollten sie mir sagen, enttäuschen sie mich.
Dann sagen sie einmal das und einen Moment später wieder das Gegenteil. Und ich fiebere bei jedem Ton, den sie von sich geben, mir und habe Herzflattern. In solchen Augenblicken führen sie mich, glaube ich, an der Nase herum, um mir zu signalisieren, dass alles, was in ihnen ist, in jedem von uns ist und dass wir selbst für unser Leben verantwortlich sind. Es liegt also in meiner Verantwortung, Meisterin meines Körpers, meines Geistes und meiner Seele zu sein. Die Schatten der Vergangenheit, die mich blockieren, endgültig aufzuhellen. Eine neue Sichtweise und die Person, die ich sein will, zu erschaffen. Was nicht heißt, dass ich mich nicht führen lasse. Die Stimmen halten eine Botschaft für uns bereit, nur wir können diese nicht erzwingen, um nicht mehr selbst entscheiden zu müssen. Für eine veritable Eingebung darf ich mich in die richtige Stimmung bringen. Ohne Bedürftigkeit oder Unterwürfigkeit, denn so verfehlt man sie.
Quelle: Jacqueline Le Saunier
Zeit für mich
Im Alleinsein mit mir selbst gebe ich der kosmischen Führung Raum. In der Meditation atme ich mich in die Liebe zu den Engeln und zum ganzen Universum. Mich auf den Atem zu konzentrieren, ist für mich die beste Möglichkeit, toxische Energie, die sich angestaut hat, loszulassen, erneut in die Liebe zu kommen.
Dafür braucht es keinen Computer oder TV, kein Handy, keine Unternehmungen, keine anderen Menschen –im Gegenteil. Ich bin auch mein Schutzengel, es gibt andere Engel, die für mich da sind, aber ich kann mir selbst den schönsten Liebesbrief schreiben, ich kann mich in der Not retten, durch die Art und Weise wie ich die Not betrachte. Erst wenn ich mir meiner sicher bin, mich selbst habe und mich auch loslassen kann, kann ich mich wirklich auf andere einstellen und einlassen.
Jeder trägt den Schlüssel zu seinem Glück in seiner Seele. Und in der Bereitschaft, ihn zu verwenden.
Und all die Weisheit anzuerkennen, die bereits in uns ist und sich diese zunutze machen.
Mich in Liebe verbinden mit den Seelen, die dem Bewusstsein unser aller Lichtexistenz dienlich sind.
Eine spirituelle Hellfühligkeit
Stimmenhören hat für mich sehr viel mit spiritueller Intelligenz, mit einem erweiterten Bewusstsein zu tun. Es bedeutet ebenfalls für mich, über sehr feine Antennen und eine hohe Empfänglichkeit für die geistige Welt und ihre Ebenen und Dimensionen zu verfügen. Stimmenhören ist für mich weder gut noch schlecht, es ist dem Zurückfinden zu unserem Ursprung dienlich.
“Energie becomes this, which we label it“, sagt Jasmuheeen in vielen ihrer Meditationen.
Das heißt, so wie ich die Energie der Stimmen vor meinem geistigen Auge einordne, in der Bedeutung, die ich ihnen gebe, wird sie eine Realität für mich!
Im Hinblick auf meine Stimmen gefällt mir ein Gedicht von Mascha Kaléko:
Der Sternanzünder
Geht die Abendsonne schlafen,
Kommt der Sternanzündemann.
Und der steckt die vielen Sterne
Hoch am dunklen Himmel an.
Einer nach dem andern flammt
Silberhell auf blauem Samt.
Und inmitten all der Sterne
Knipst er an die Mondlaterne.
Horch die Abendglocken läuten
Tagwind spricht zum Abendwind:
Freund, das Stündlein hat geschlagen,
Da dein Abenddienst beginnt.
Lebe wohl, ich kann nun gehen.
Fange du jetzt an zu wehn!
Und der Sternanzündemann
Zieht daheim den Schlafrock an.
In diesem Sinne, ich wünsche euch viele geborgene Stunden, ganz viel Liebe zu euch selbst und mit den Stimmen!
Namaste
Barbara
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Heiko Tino Bittermann (Montag, 30 September 2024 07:14)
5 Jahre hat mich eine Stimme gequält, Psychose nach Psychose, kostspielig und gefährlich. Nun nachdem ich schlagartig vieles im Sinne meiner Gesundheit geändert habe, so ziemlich jeden Freund verlor und nun endlich Frührentner bin, nun endlich wurde die Stimme zu meinem Freund. Ich denke nun nicht mehr ich sei psychisch Krank sondern eher mein Bewusstsein sei erweitert. Ich bin sehr gespannt auf jeden Tag, jeden Satz und jede Eingebung die kommen mag.
Soviel zu mir.
Jetzt kommt mein Geheimtipp:
Sucht einen kompetenten Psychiater und lasst euch so viel Quetiapin unretardiert verschreiben. Ich persönlich nehme 1200mg unretard Quetiapin.
Ich gehe damit jeden Tag für ein paar Stunden auf eine Bewusstseinerweiternde Reise.
Ich wünsche euch eine gute Heilung und viel Spaß!