Ich weiß noch, ich war ganz bei mir, als ich ein Baby und Kleinkind war. Ich liebte es, mit anderen zusammen zu sein, geliebt zu werden. Niemals bewertete ich jemanden. Als ich dann älter wurde, hörte ich sehr viele Bewertungen und irgendwann stellte ich mich vor den Spiegel und fragte: „Wie sehe ich eigentlich aus? Bin ich schön?“. Eine Frage, die ich mir in all den Jahren davor nie gestellt hatte. Den puren Seinszustand der Liebe verließ und verlor ich durch Bewertungen.
Im Kindergarten war es noch nicht so extrem, in der Volksschule war es bereits ausgeprägt und im Gymnasium erreichte dieses Bewertet-Werden schließlich seinen Höhepunkt.
Aussehen, Intelligenz, Sportlichkeit, Kondition, Konzentration. Reaktion, Kleidung, … wurden beurteilt.
Doch was ist das „das eigene Gefühl“ zu sich selbst und zu anderen? Ich möchte es nun auf Basis meiner eigenen Erfahrungen und Beobachtungen ergründen.
Ich bin in diese Bemerkung von Bruno Würtenberger tief eingetaucht (Free Spirit im Gespräch mit Dr. Regina Möckli im Hinblick auf forensische Psychiater/innen):
„Also das klingt für mich alles irgendwie außerirdisch. Es ist schon der Wahnsinn, dass gerade DIE Menschen, die sich ja einmal gesagt haben, dass sie den Menschen helfen wollen, sich in diesem System so einwickeln lassen, dass sie sogar „DEN ZUGANG ZU IHREM EIGENEN GEFÜHL VERLIEREN … sie sind zwar noch sauber gewaschen und adrett angezogen, aber innen drin ist das ja schon ein Drama für sich. …“
Denn das trifft für mich nicht nur auf die Forensik und die Allgemeine Psychiatrie zu, sondern auch auf Familienverhältnisse und auf das Schulsystem.
„Du wirst deinen Frieden nicht dort finden, wo er dir genommen wurde.“ Dieser Satz fällt mir dazu ein. Immerhin habe auch ich Professoren erlebt und ebenso Mitschülerinnen, die von diesem Bewertungssystem (die Noten) so besessen waren, dass sie den Zugang zu ihrem eigenen Gefühl verloren. In der Kultivierung ihres IQs vernachlässigten sie den EQ und vieles mehr.
Die Maturazeitungen sind für mich ein klares Beispiel dafür, was passiert, wenn Kinder und Jugendliche jahrelang bzw. von klein auf hardcore bewertet werden.
Natürlich bewerten sie in der Folge und werten dann auch ab. Beide Seiten (also Lehrer und Schüler) versuchen sich dann durch Fassade vor den gegenseitigen Bewertungen zu schützen.
Was Arroganz für mich ist
Arroganz und Verspottungen sind bekanntlich auf Unsicherheit zurückzuführen.
Arrogante Menschen brauchen ihr strukturiertes Schubladensystem, in das sie andere einsortieren können. Dahinter steckt die Angst sich (vorurteils)frei einzulassen.
Dabei sind Schubladensysteme nichts anderes als Konstrukte. Man sucht in ihnen Sicherheit, indem man sich vormacht, dass eine Person nur dann o.k. ist, wenn sie gewisse Kriterien (z.B.: Bildung) erfüllt. Wahrscheinlich hat man auch Angst vor Verschiedenheit und fühlt sich von Menschen, die anders sind, bedroht. Weitblick, Weltoffenheit und Empathie fehlen meistens. Man ist so eingenommen von den eigenen Vorstellungen, wie etwas oder jemand zu sein hat und von sich selbst, daraus kann der typische Narzisst entstehen.
„Bei einem Narzissten bedeutet die Überschätzung der eigenen Werte und Leistungen oft die Unterschätzung der Werte und Leistungen anderer.“
Mehr Natürlichkeit im Bildungssystem
Lehrer haben eine sehr verantwortungsvolle Rolle. Wenn sie ihre Macht missbrauchen, wirkt sich dies erschlagend bis zerstörend aus. Ich konnte beispielsweise Lehrer beobachten, die die Sympathie und den Respekt, die sie einem Schüler entgegen brachten, davon abhängig machten, welche Note der Schüler in ihrem Unterrichtsfach bekam. Das war eigentlich sogar in der Regel so.
Ich erfuhr Reaktionen von Lehrern und von Schülern, die von höchst impulsiv und brüsk über aus dem Hinterhalt bösartig bis hin zu distanziert und unterkühlt gingen. Alles andere als natürlich und gesund also. Dazu Lehrer, die Schüler vor der gesamten Klasse schikanierten. Ohne Empathie für die Situation eines jungen Menschen, der ohnehin viel Stress und die eigenen körperlichen und seelischen Veränderungen in der Pubertät zu verkraften hat. Was mich so störte, war dieses Gefälle, diese Autoritätsfunktion.
Für die Zukunft wünsche ich mir, dass sich Lehrer so verhalten, dass sie junge Menschen begleiten möchten ohne eine abgehobene Fassade zur Schau zu stellen und sich darüber vielleicht auch noch zu identifizieren.
So können ebenfalls Lehrer und infolgedessen Schüler durch das Vereinnahmt-Werden eines Systems den Bezug zu ihrem eigenen Gefühl verlieren.
Niemand muss seinen Wert beweisen
Denn er hat ihn automatisch und verdient vom ersten Augenblick an Respekt. Ebenso im Bildungssystem.
Die Gesellschaft darf hier noch dazulernen und andere Glaubenssätze vermitteln, weg von allgemeinen Werten und Standards hin zur Unterstützung von Individualität, kreativem Ausdruck und spirituellem Bewusstsein. Jeden Menschen als ein Geschenk zu sehen und ihn auch so zu behandeln, anstatt ihn zu bemängeln. Den Beitrag, den er geben möchte und kann, fördern.
Jeder Mensch hält einen Beitrag, eine Botschaft bereit und es geht für mich in der Erziehung und im Schulsystem darum, dabei zu helfen, diesen Beitrag und diese Botschaft ans Tageslicht zu bringen, ihn positiv und konstruktiv zu entwickeln, Visionen zu kreieren und zu kristallisieren.
„Achtung Kamera läuft …“ (Vom Teufelchen zum Engelchen)
Um auf die Forensische und die Allgemeine Psychiatrie zurückzukommen:
Es gibt Psychiater/innen, die öffentlich völlig anders auftreten und komplett andere Meinungen vertreten als ihren Patienten gegenüber und dafür von der Gesellschaft verherrlicht werden.
Die herzlose Visage, die sie den Patienten vorführen, verwandelt sich ins Gegenteil, sobald die Kameras auf sie gerichtet sind.
Albert Einstein hat gesagt: „Wir leben in einer Welt, in der Ehrlichkeit als Schwäche zählt und die Lügner auf Händen getragen werden.“
Das trifft, finde ich, auf fast alle Lebensbereiche zu, da die Masse verblendet ist.
Dennoch oder gerade deswegen lasse ich mich von meinem Kurs nicht abbringen, ein ehrlicher, aufrechter Mensch zu sein, der sich nicht davor scheut, die Wahrheit zu sagen, sich nicht von der Angst regieren lässt, nicht wegschaut, ungeachtet dessen, was andere dazu sagen.
Ich bin eine Frau, die für alles, was sie je getan oder gesagt hat, doppelt und dreifach zur Rechenschaft gezogen worden ist, während andere mit ihren Gräueltaten einfach davon gekommen sind. Trotzdem würde ich mit jenen nicht tauschen wollen.
Bröckchenweise kommen Erinnerungen zurück …
… aber ich schlucke den Brocken nicht mehr!
Auf der Forensik wurden Pfleger von höherer Instanz mit dem Recht ausgestattet und sogar dazu angehalten, Übergriffe in die Intimsphäre der Patienten zu begehen.
Sie durften die Duschtür plötzlich und ohne Vorwarnung aufreißen, während Patienten duschten, um zu überprüfen (!), ob der Patient tatsächlich duscht.
Sie wendeten außerdem Gewalt an, um Patienten zum Duschen zu zwingen. ZU alldem wurden sie von den leitenden Ärzten instruiert. Totale Kontrolle, Tyrannei und Totalitarismus lautete ihr Mantra.
Das so dringliche Bedürfnis vieler Menschen, Macht auszuüben, ist ein Hinweis auf ein sehr geringes Selbstwertgefühl. Das habe ich bei Richtern, Anwälten, Polizisten, Pflegern, Ärzten, Justizwachebeamten, Lehrern, … gesehen.
„Es ist eine andere WELT. Es gelten nicht mehr die Gesetze, die sonst gelten.“, sagt Frau Dr. Regina Möckli in Forensische Psychiatrie Teil 1+2 über forensische Anstalten.
Man hat dort nicht mehr das Recht, dass einen niemand einfach anfasst oder anpackt und einem den eigenen Willen und den Willen des Systems aufzwingt.
Möckli über die Situation der Patienten auf der Forensik: „Dort darf man nichts tun, was nicht den Vorstellungen dieser Psychiater genügt.“ Und die haben meiner Erfahrung nach längst auf die dunkle Seite ihrer Persönlichkeit gewechselt, ohne dass sie es überhaupt mitbekommen haben.
Ärzte und Pfleger auf der Forensik üben Gewalt zwar im geschützten System und mit gesetzlicher Erlaubnis aus, dennoch ist und bleibt es Gewalt.
Es herrscht dort eine fast unheimliche Hierarchie. Diejenigen, die sich ganz oben im Machtgefüge befinden, bestimmen über das gesamte Leben der Patienten, verwalten es.
Diejenigen, die in der Hierarchie ganz unten sind, also die Patienten, sind total ohnmächtig.
Wenn ein Mensch so viel Macht hat, ruft das oft sehr archaische Charakterzüge bei ihm hervor.
Mein ganzes Leben lang war ich nie an Macht interessiert, ich war immer nur an Liebe interessiert.
Auch Gott ist für mich nur Liebe, nicht Macht oder Strafe. Wobei ich davon überzeugt bin, dass alles, was man aussendet, früher oder später wieder zu einem zurück kommt. Das ist das Gesetz der Resonanz. Der Kosmos vergisst nichts, jedoch nehmen wir alles freiwillig auf uns.
Letztendlich wird jede Seele wieder im Licht sein.
Über Trauma und Schmerz
Frau Dr. Möckli: „Wenn ich es habe, dann hat es die ganze Welt.“ Zahlreiche Menschen trennen sich durch Ignoranz, Neid, Konkurrenz, Unnahbarkeit, Abwertungen, Zynismus, … von ihren Mitmenschen ab. Sie vergleichen sich mit anderen und freuen sich darüber, dass es ihnen besser geht, dass sie besser dastehen als andere. Dabei ist diese Abtrennung eine Luftblase, eine für die meisten unabsehbare Illusion. Sie denken, Probleme wären die Sache der anderen und ginge sie nichts an.
„Ich bin der Eine. Ich bin die Vielen. Und wir sind alle ein Stern.“ (Cassandra 13)
Das heißt, alles, jede Eigenschaft, jede Eigenart ist auch in mir, jedes Leiden, jede Gewalttat betrifft jeden von uns. Früher oder später entscheiden wir uns aus Neugierde dazu, jede Erfahrung, die diese Welt bietet, zu machen. Wenn wir im Jenseits sind, kennen wir die Angst, die wir auf dieser Welt spüren, nicht. Dort sind wir zu 100 Prozent erwacht und im Ursprungszustand purer Liebe.
Also, auch was Menschen tun, die sich bewusst oder unbewusst abtrennen, diese Möglichkeit der Erfahrung ist ebenso in mir und in jedem von uns. Sie bedeutet ein Erleben in einer sehr grobstofflichen Form. Wofür es gilt, den gleichen Respekt zu zollen, wie für alles andere. Nichtsdestotrotz findet derzeit ein Erwachen vieler Menschen statt, das sich hoffentlich in ein kollektives Erwachen ausdehnt.
Die eigenen Gefühle zu unterdrücken, um wie gewünscht zu funktionieren und eine Fassade aufrecht zu erhalten, bewirkt oft, dass man die Beziehung zu ihnen verliert. Körperliche und seelische Probleme können die Folge sein. Durch die Erfahrungen in meinem Leben hatte ich auch den Bezug zu meinen Gefühlen verloren. Ich dachte, ich dürfte nicht ich sein. Unglücklicherweise bewertete ich mich selbst sogar noch härter, als andere mich bewertet hatten.
Der Zugang zu meinem Gefühl bedeutet für mich nicht nur, aufgeschlossen ihnen gegenüber zu sein, alle Gefühle bewusst zu durchfühlen und anzunehmen, mich zu reflektieren in ihnen und mich ihnen zu stellen, sondern auch die Frage: Inwieweit lebe ich im Mitgefühl? Wie sehr bin ich in der Liebe?
Zu mir selbst, zu meinen Mitmenschen, zu Gott und zum gesamten Kosmos.
Je mehr ich mich fühle, mir meiner bewusst bin, desto intensiver fühle ich jene.
Dann überwinde ich alle scheinbaren Trennungen …
Zum Abschluss ein Text von Ulrich Schaffer:
Wie kommt es, dass wir nicht bei uns sind? Ein Kind, besonders ein Kleinkind ist bei sich. Erst wenn es sich passend machen muss, um irgendwelche Regeln zu erfüllen, um die Eltern nicht zu enttäuschen oder um von Freunden gemocht zu werden, beginnt es, sich selbst zu verlassen.
Dabei kann es sich selbst fremd werden und der andere Mensch, zu dem es wird, kann ihm über eine Zeit hinweg näher erscheinen, als es sich selbst ist.
Wir werden verführt. Jemand meint zu wissen, wie wir leben sollten und was am besten für uns wäre.
Verführung geschieht immer da, wo ein Mensch von sich selbst weggeführt wird. Wirkliche Liebe führt den Geliebten immer zu sich selbst. Es gibt Verführung in jedem Bereich unseres Lebens.
Am schwerwiegendsten ist es, wenn wir nicht mehr das leben, was in uns angelegt ist, wenn wir die Freiheit aufgeben, die unser größter Reichtum ist.
Alles Liebe und eine wunderschöne Beziehung zu euch selbst und zu eurem freien, authentischen Ausdruck!
Namaste
Barbara
Quelle: Cassandra 13
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